Café international: In der Freizeit die deutsche Sprache üben
Zur erfolgreichen Integrationsarbeit gehört ein Treffpunkt nur für Frauen
Eine besondere Freude war es für die Frauen des „Café international“ der vhs Rhön und Grabfeld in Bad Königshofen, ihre Gemeinschaft und ihr Können zwei Besucherinnen vom Landratsamt Rhön-Grabfeld zu präsentieren und zu zeigen, wie sie miteinander kommunizieren beim Stricken, Häkeln und Nähen oder Backen. Jurgita Groß von der Stabsstelle Kreisentwicklung und Jessica Wolf, Integrationslotsin vom Amt für soziale Angelegenheiten waren beeindruckt von den Frauen aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern mit unterschiedlichem Aufenthaltsstatus und auf unterschiedlichem Stand bezüglich der Sprachförderung.
Einige der Anwesenden haben bereits einen Sprach- oder Integrationskurs absolviert, andere sind mittendrin oder warten noch auf einen Platz – alle sind froh, im Frauencafé im vhs-Haus einen geschützten Raum gefunden zu haben, wo sie ins Gespräch kommen, ihre Sprachkenntnisse erproben oder vertiefen und nebenbei etwas Nützliches herstellen können. Offiziell ist die Umgangssprache deutsch, aber man hört auch russische oder englische Sätze, wenn etwas erklärt werden muss. Ein Glücksfall sind in Bad Königshofen die ehrenamtlichen Helfer, die zum Teil selbst vor vielen Jahren als Geflüchtete in die Stadt gekommen sind und jetzt Verantwortung übernehmen, zum Beispiel Mara Israelyan aus Armenien, die die Nähgruppe leitet, oder Viktoria Fräse aus der Ukraine, die die Handarbeitsgruppe übernommen hat. In der Küche hat das Team um Selma Maier wieder einmal ihre Backkünste bewiesen und so werden die Gäste gleich eingebunden in den ungezwungenen Umgang bei Tee und Kuchen.
Renate Knaut, pädagogische Leiterin der vhs Rhön und Grabfeld und Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses, und Veronika Keim, ehemalige Lehrerin aus Kasachstan, die schon seit 2006 aktiv ist und perfekt Deutsch und Russisch spricht, sind bei allen Teilnehmerinnen bestens bekannt als Ansprechpartnerinnen bei allen Problemen. Das Café international ist bereits im Jahr 2019 entstanden, finanziert über die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen, Zentren und Koordinierungszentren Bürgerschaftlichen Engagements in Bayern (Lagfa Bayern e. V.), mit dem Ziel, Frauen Sprachförderung und Freizeitgestaltung zu bieten. Und davon machen eine Reihe von Frauen regelmäßig Gebrauch, zumal sie auch ihre Kinder mitbringen dürfen, wenn sie keine Betreuungsmöglichkeit haben.
Die Strukturen, die es in Bad Königshofen gibt, lassen sich nicht ohne weiteres auf andere Städte übertragen. Kontakte werden bereits während der umfangreichen Ferienprogramme mit den Kindern der Geflüchteten geknüpft und im Jugendzentrum (JuZ) fortgesetzt. So erreicht man auch die Eltern, die sich zum Teil einbringen bei Flohmärkten oder anderen Veranstaltungen. „Die Hemmschwellen sind niedrig“, berichtet Renate Knaut. Veronika Keim organisiert mit den Frauen auch Ausflüge, erkundet die Stadt mit anschließendem Cafébesuch (bestellen lernen). Außerdem gibt es immer wieder Ausstellungen oder z.B. einen kurdischen Tanzabend. Zwei weitere Gruppen - Yoga und Pilates - gibt es seit dem Sommer, auch diese leitet eine junge Frau mit Migrationshintergrund. Unter den Frauen aus Afghanistan, Syrien, Armenien, Aserbaidschan, Ukraine, Äthiopien, Russland und Kasachstan passieren viele Dinge ganz nebenbei und tragen zum besseren Verständnis der Kulturen bei. Eine Frau mit Kopftuch wurde zum Beispiel gefragt, ob sie das trage, weil ihr Mann das will. Nein, war die Antwort, sie fühle sich mit Kopftuch einfach sicherer. „Das Selbstbewusstsein der Frauen wächst und sie lernen, welche Rechte sie hier haben“, bestätigt Renate Knaut. Das Café international gibt den Frauen, die sich in einer ungewissen Situation befinden mehr Sicherheit, Freundschaften werden geschlossen und ein Gefühl der Zugehörigkeit entsteht.
„Für Bad Neustadt wäre das ein Traum“ stellten die beiden Besucherinnen fest. Bisherige Versuche ein ähnliches Projekt zu starten waren noch nicht erfolgreich.